Getriebe abdichten

Oft wird behauptet das der HY "von Natur aus" Öl verliert und das nunmal so ist.
Das ist definitiv nicht der Fall, daher hier meine Erfahrung bzgl. Getriebe abdichten:

1. Öl ablassen und Getriebe ausbauen

2. Alle Deckel und Flansche abbauen, Dichtflächen 1000%ig reinigen:

  • Simmering Eingangswelle und Alugehäuse
  • Beide Achswellenflansche - Sicherung / Mutter abschrauben, Welle mit Abzieher aus dem Lager ziehen. (Geht mit 3 Arm Abzieher aus dem Baumarkt)
  • Deckel Differenzial auf der linken Seite
  • Deckel Rückseite
  • Deckel oben inkl. Schaltgestänge

3. Teile überholen, Wellendichtringe tauschen

  • Bei beiden Achswellen die Simmeringe 40x61x12 (Innendurchmesser x Außendurchmesser x Tiefe) ersetzen. Die sind in Deutschland schwer zu bekommen, in Frankreich (siehe Links) gibt es sie noch. Bei den meisten HY-Shops gibt es nur NOS-Ware, hier ist vorsicht geboten (überlagert). Im Landmaschinenbedarf (siehe Links) kann man alternativ 40x62x12 bekommen und die Aufnahme entsprechend ausdrehen lassen.
  • Bei Bedarf die Lager der Achswellen ebenfalls tauschen. Diese sind von FAG zu bekommen. Kostenpunkt 20 Euro. Details zu den Lagern siehe Bilder.
  • Den Simmering der Getriebeeingangswelle im Alugehäuse tauschen. Hier ebenfalls die Originalteile vermeiden, der Originalring den ich neu und für viel Geld erworben habe ist steinhart - der dichtet kein Stück. Die Maße betragen 22x40x8.
    Ersetzbar durch 22x40x7 oder 22x40x10 - hat ebenfalls jeder Laden für Landmaschinenbedarf.
  • Wichtig: Das Öl-Ablaufloch im Alugehäuse mit Draht durchstoßen / reinigen. Bei mir war es verstopft, die Folge: Das Öl sammelt sich zwischen Rückförderung und Simmering, beim Abstellen des Fahrzeugs läuft dies dann über die Welle nach draußen.
  • Ganz wichtiger Punkt, wird fast nie gemacht: In den Führungen der Schubstangen (Schaltung am Getriebedeckel) sind zwei O-Ringe! Unbedingt tauschen! Sind im Fahhandel zu bekommen. Besser als O-Ringe eignen sich Ringe mit X Querschnitt da sich diese durchs schalten (=bewegen der Stangen) nicht verdrehen können, die Nut im Deckel ist rechteckig ausgeführt, passt also.

4. Alles wieder zusammenbauen

  • Achswellen zusammenbauen: Erst den Simmering in die Aufnahme, dann bei 70°C in den Backofen. Das Lager bei -18°C in den Gefrierschrank. Beides fällt nach 10 Minuten problemlos ineinander. Dann das daraus entstandene Gebilde komplett in den Backhofen und die Welle ins Gefrierfach. Nach 10 Minuten das gleiche Spiel mit etwas mehr Kraft. Mutter und Sicherungsschraube drauf und fertig.
  • Dichtflächen fettfrei machen (Bremsenreiniger) und mit Motorsilikon zusammenbauen.
  • mit den Papierdichtungen hatte ich gerade am hinteren Getriebedeckel so meine Probleme, es war nicht dicht zu kriegen. Wichtig ist hier die richtige Lagervorspannung (siehe Getriebehandbuch)

5. Einbauen und Öl einfüllen nicht vergessen.

  • Beim Öl einfüllen merkt ihr ob es dicht ist: Läuft das Öl bei zugedrehter Füllstandsschraube (links, seitlich) in das Getriebe ist es nicht dicht. Bleibt es hingegen im Einfüllstutzen nach dem ersten cm stehen und läuft nicht ab habt ihr den Hauptgewinn, die Luft kann nirgends raus, das Öl daher nicht hinein. Füllstandsschraube aufmachen - jetzt kann die Luft wieder entweichen. Getriebe nach Vorschrift befüllen. :)

 6. Über das absolut dichte Getriebe freuen.

 

Bilder:

Die Einzelteile nach dem Zerlegen der Achswellen am Getriebe

 

Passende FAG Lager - ich hab die mit Deckel bestellt ausversehn (2RSR) gibt es natürlich auch ohne.

 

30 Jahre alte Simmeringe

 

Ist der Dichtring hart wie Bakelit (rechts) dichtet er nicht. Links ein Ring aus dem Landmaschinenbedarf - 4,49 Euro, sogar mit Staublippe gegen Graphit und Kupplungsabrieb. In diversen Ersatzteilshops wird für den alten Kram rechts bis zu 35 Euro verlangt.

 

Ablaufloch hinter der Simmeringaufnahme

 

Spezialwerkzeug

 

neue Lager

 

Aufbacken der Halterung

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