Der oberer Querlenker
...wer rastet, der rostet - einem HY braucht man DAS ja nicht zu sagen...
Habe es jetzt schon zwei Mal erlebt, dass der obere Querlenker zwar kein SPIEL hat (schön für'n TÜV) aber trotzdem gemacht werden sollte; zumal wenn der Fahrschemel sowieso draußen ist. Die Blech(?)-Hülsen der Silentbuchsen gammeln gern auf dem Führungsrohr fest. Eigentlich kein Wunder, wenn der HY etliche Jahre nicht bewegt wird. Kommt er dann wieder auf die Bahn, übernehmen entweder
a.) GUMMIBUCHSEN die komplette Federaufgabe der oberen Aufhängung. Dafür sind sie aber nicht ausgelegt und reissen erst, dann bröseln sie raus und man hat gut Spiel...
oder
b.) der ganze Bolzen des oberen Querlenkers dreht sich in den beiden Aufnahmeaugen des Fahrschemels mit. Das ist in der Anfangsphase besonders tückisch, da es sich wie heile anfühlt - keinerlei Spiel. Bleibt das über Jahre so, reiben die Zentrierteile der Befestigungsmutter die Augen im Fahrschemel auf. Das dürfte für Laien schwer zu richten sein => anderer Fahrschemel wäre dann die "einfachere" Lösung. Aber keine Panik - die Aufnahmen sind sehr gut verstärkt und werden einiges ab können...
c.) Es kann auch sein, dass der BOLZEN ausgeschlagen ist - raus muss er dann natürlich auch. DAS Spiel bemerkt man sofort. Grundsätzlich würde ich bei der HY-Reperatur immer den oberen Kugelbolzen lösen und den Querlenker freilegen. Nur so kann man wirklich den Fehler gut lokalisieren.
Das isser - schön mit Öl eingejaucht damit sich trennt, was sich ewig bindet (...oder so...) Trennt sich allerdings ungerne ohne leichte Hilfen => Wärme, Hammer, (Abzieher erstmal eher nicht oder mit äußerster Vorsicht einzusetzen, da er bei viel Kraft mit langem Hebel gerne das Gewinde des Tragrohrs auseinanderdrückt => sitzt dann wie vernietet und geht nur noch mit der Flex raus).
Hier sieht man schön die Fresstellen auf dem Führungsrohr. Das Mittelrohr, die Distanzscheiben etc. habe ich hier der Übersichtlichkeit halber weggelassen.
Gut zu wissen, dass (vermutlich meist) NUR die BUCHSEN des Trägers auf dem Rohr festrosten. Es handelt sich nicht um eine Rostverbindung über die gesamte Länge, sondern nur 2 Stücke von je ca. 45 mm.
Hier das Ersatzrohr mit allen Elementen in der (hoffentlich) korrekten Reihenfolge.
Hier kann man gut sehen, dass die Buchsen auch schon Spuren zeigen. Aber das sitzt alles "satt saugend" und wird mit 600er Schleifpapier ausgewischt, anschließend mit Kupferpaste eingesetzt und tut es dann wieder...
Hier kann man es gut sehen: Das Rohr ist zwar stabil, aber nicht unzerstörbar. Übt man zuviel Druck auf das Gewinde aus, kann es "ausweichen" - ziemlich sicher in die Breite (vernietet dann die Teile) sofern der Rost es festhält. Andrerseits geht es darum, den "Losbrechpunkt" der Silentbuchsen auf der Führungsachse zu erreichen. Ich habe es relativ problemlos 3 Mal gemacht und es hat jedesmal geklappt. Die Buchsen und die Silentgummis haben es überlebt.
Schritt 1: Die Kronenmutter möchte eigentlic. einen Spezialschlüssel haben - habe ich (noch) nicht - also kommt die unfeine Methode mit Fäustel und flachem Eisenteil (z.B. die stumpfe Seite von einem alten Meissel). NICHT wie wild drauf rumkloppen, sondern mit der Masse des Fäustels arbeiten = eher sanft klopfen.
Wenn man es sensibel genug macht, sieht die große Kronenmutter nach dieser Einwirkung fast wie neu aus und kann wieder verwendet werden. Unbedingt Schutzbrille tragen - vom Meissel können fiese Splitter abplatzen.
Die Mutter kommt relativ schnell los. Dann folgt Schritt 2: Die Mutter wieder auf das Gewinde raufschrauben - soweit dass gut 2 mm Abstand der Auflagefläche der Mutter zur Durchführung im Fahrschemel bleibt. Das ist wichtig! Das sensible Gewinde wird geschont und wir brauchen nur die knapp 2mm - danach ist im Erfolgsfall der Bann gebrochen = der ROST HAT VERLOREN (*fies grins*).
Schritt 3: Alles gut mit Kriechöl durchjauchen und über Nacht einwirken lassen - es muss den Rostherd schließlich erstmal finden und ab arbeiten. Meist sitzt es nächsten Tag genauso fest wie vorher...jetzt kommt die WÄRMEBEHANDLUNG. Mit Propangas-Brennen und weicher Flamme AUFWÄRMEN und nicht GLÜHEN. Es geht darum, die Metallteile zu erwärmen und wieder abkühlen zu lassen. Der unterschiedliche Dehnungskoeffizient der zusammengerosteten Teile soll mithelfen - dann wieder Öl drauf und einwirken lassen...usw. Bei meinen Teilen hat es JEDESMAL mehrere Tage gedauert. Aufwärmen, abkühlen, aufwärmen....aufgewärmt habe ich jeweils nur so lange bis das Öl anfing zu dampfen - wenn es zu heiß wird, schmoren die Gummis der Silentbuchsen - und als sparsame Schrauber wollen wir denen ja noch 'ne Chance geben...
Nach 3 - 4 Tagen kommt dann der spannende Moment: Ich habe ein stabiles Eisenrohr (kann ein vernudelter Fahrschemelbolzen sein) genommen und auf die eingeschraubte Mutter (ca. 2 mm Abstand nicht vergessen) des Führungsrohrs vom oberen Querlenker gesetzt und dann mit dem RICHTIG schweren Hammer das Losbrechmoment erreicht. Auch hier gilt wieder: Nicht wie krank drauf rumkloppen, sondern die MASSE des Hammers wirken lassen.
Die 2mm bringen's! Danach wieder überall Öl rein und auf der anderen Seite des Bolzens einen 42er GABELSCHLÜSSEL ansetzen - hin-und-herdrehen - man kann den Bolzen mit einiger Mühe rausdrehen. Abzieher ist dann natürlich schön, aber nicht zwingend notwendig.
Jetzt hamwas: Der ziemlich gute Bolzen aus einer vorherigen Aktion ersetzt den leicht Angegriffenen. Auf dem Foto sieht der alte Bolzen schlimmer aus, als er ist. Man könnte ihn (meiner Meinung nach) nach Reinigung weiterverwenden.
...man sieht - kein Hexenwerk.
Beitrag von Hy-Plus (Christian) Mit freundlicher Genemigung hier hinterlegt. Danke!
Quelle:
Wer wissen möchte wie es unten ausschaut muss hier schauen.
Update:
Wenn garnichts mehr geht hilft nur das Distanzstück samt Tragrohr mit der Flex zu trennen und den aus zwei Teilen bestehenden Querlenker am Einstellexcenter auseinander zu bauen:
Ist zwar traurig aber die Rohre sind (noch) zu bekommen.
Wir haben die Rohr-Reste übrigens auch mit einer 15t-Presse nicht aus den Silentbuchsen herausbekommen, die Silentbuchsen gingen aber (*seidank) relativ leicht aus dem Querlenker.